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Ich bin unglaublich schnell zu begeistern und ich bin begeistert von Dingen, denen andere Menschen nicht einmal Beachtung schenken. Mein Bauchgefühl ist fast immer richtig und manchmal macht mir meine Fähigkeit für Prognosen selbst Angst. Laute Musik kann ich oftmals nicht lange aushalten. Menschenmengen strengen mich unfassbar an. Ich brauche immer die Möglichkeit, mich zurückziehen zu können oder von einer Party gehen zu können, wann ich möchte. Im Café kann ich mich selten nur auf meinen Gegenüber konzentrieren – ich bekomme alle Gespräche der Tische um uns herum mit. Ist mein Gegenüber schlecht gelaunt, schwappt diese Laune direkt auf mich über. Erzählt mir jemand von seinem Liebeskummer, weine ich mit ihm und mir kann es noch Stunden nach dem Gespräch nicht gut gehen. Gedanken kann ich ewig nachhängen. Sobald ich Hunger habe, kann ich nicht mehr arbeiten oder Sport machen. Ach, ich könnte Dir noch so viele weitere Dinge aufzählen.
Bevor ich wusste, was Hochsensibilität ist, habe ich immer gedacht, an mir wäre irgendetwas falsch. Andere Menschen können den ganzen Tag arbeiten und abends feiern gehen. Bis morgens um 8 Uhr. „Ach eine Stunde kannst Du noch bleiben!“, „Stell Dich nicht so an!“, „Sei nicht so sensibel!“ – auch solche Sprüche könnte ich Dir massig aufzählen.
Es war für mich eine Erleichterung als ich vom Thema Hochsensibilität erfahren habe – ich bin nicht allein. Ich bin nicht falsch. Mein Gehirn funktioniert nur etwas anders und ja, ich bin sensibler als andere. Aber das ist eine Gabe, die man für sich nutzen kann. Vorausgesetzt man kann damit umgehen.
Was ist Hochsensibilität?
Jeder Mensch nimmt Reize und Informationen aus der Umwelt auf, die das Gehirn verarbeitet. Die meisten Informationen werden jedoch rausgefiltert. Ist ein Mensch nun hochsensibel, ist diese Filterung bei diesem Menschen nicht so stark ausgeprägt, wie bei anderen. Ein hochsensibler Mensch nimmt dadurch viele Dinge sehr viel intensiver wahr.
Nehmen wir ein Beispiel: steigt ein hochsensibler Mensch morgens in die Bahn, nimmt er die Wärme wahr, die im Vergleich zum kalten Bahnhof herrscht. Er setzt sich auf einen Sitz, dessen Beschaffenheit er genau unter sich spürt. Er riecht die vielen verschiedenen Gerüche in der Bahn und bekommt Kopfschmerzen vom Geruch des Parfüms seines Nebensitzers. Die Gespräche der Mitmenschen um ihn herum bekommt er alle mit, obwohl er gar nicht hinhören möchte. Von dem Buch, das auf seinem Schoß liegt, hat er nicht ein Wort gelesen, da er so mit den Reizen und Informationen aus der Umwelt beschäftigt ist.
Ein Mensch, der nicht hochsensibel ist, steigt dagegen in die Bahn und setzt sich. Vielleicht ist er genervt von den vielen Menschen um ihn herum und vielleicht riecht er auch einen bestimmten Geruch. Aber all dies schaltet er aus und beginnt sein Buch zu lesen.
Insbesondere Lärm, Licht und Temperaturen nehmen Hochsensible intensiver wahr als andere Menschen. Hunger, Durst oder Menschenmengen können als Belastung empfunden werden. Außerdem können sie sich dank der intensiven Wahrnehmung sehr gut in ihre Mitmenschen hineinversetzen.
Wissenschaftliche Ansätze
Da es sich um keine Krankheit handelt, steht die Wissenschaft beim Thema Hochsensibilität noch am Anfang. Allerdings beschäftigten sich schon diverse Psychologen mit Menschen, die mehr sensibel sind als andere. So wurde beispielsweise herausgefunden, dass 15 – 20 % der Menschen hochsensibel sind. Ein Erklärungsansatz ist, dass der Thalamus bei hochsensiblen Menschen mehr Reize als „wichtig“ einstuft, als es bei nicht hochsensiblen Menschen der Fall ist.
Vorteile
Hohe Empathiefähigkeit
Da hochsensible Menschen Stimmungen viel intensiver wahrnehmen, sind sie sehr emphatisch. Sie können sich hervorragend in andere Menschen hineinversetzen und ihre Gefühlslage wahrnehmen. Diese Wahrnehmung kann sofort passieren, sogar noch bevor eine Person gesprochen hat. Aus diesem Grund sind Hochsensible sehr gute Zuhörer und in beratenden sowie sozialen Berufen sehr gut aufgehoben.
Intensivere Gefühle
Hochsensible nehmen all ihre Gefühle intensiver wahr. Daher lieben sie sehr intensiv, empfinden aber auch das geliebt-werden sehr stark. Aber auch andere Gefühle werden von ihnen manchmal so sehr gefühlt, dass sie innerlich fast explodieren.
Gutes „Bauchgefühl“ und ein Auge für Details
Da Hochsensible viele mehr Reize aufnehmen können, haben sie ein sehr gutes Auge für Details. Ebenso verhilft ihnen diese Tatsache (manchmal auch unbewusst), komplexe Strukturen und Zusammenhänge wahrzunehmen. Dies führt zu einer besseren Intuition.
Starkes Erinnerungsvermögen
Durch die Aufnahme der vielfältigen Reize, erinnern sich Hochsensible an viele Dinge sehr detailliert und auch über einen sehr langen Zeitraum. Das Langzeitgedächtnis ist bei vielen hervorragend.
Nachteile
Die Gefühle anderer
Mit anderen Menschen mitfühlen können, kann nicht nur ein Vorteil sein. Hochsensible nehmen Gefühle anderer Menschen so intensiv wahr, dass es ihnen oftmals schwer fällt, zu unterscheiden, ob es ihre eigenen Gefühle sind oder die der anderen Menschen. Außerdem werden sie von negativen Stimmungen schnell „runtergezogen“.
Reizüberflutung
Kommen mehrere Dinge im Alltag oder Beruf zusammen, stehen hochsensible Menschen unter Druck oder sind vielen Reizen auf einmal ausgesetzt, wie z. B. viele Menschen, einer hohen Lautstärke und eigenen Aufgaben, kann es schnell zu einer Reizüberflutung kommen. Da sich solche Situationen im Alltag oft nicht vermeiden lassen, ist es wichtig, seine eigenen Methoden zu finden, um damit umgehen zu lernen.
Starke Selbstkritik
Hochsensible Menschen neigen sehr zu Perfektionismus und Selbstkritik. Daher ist es für sie auch manchmal schwierig, sich Pausen zu gönnen oder zu akzeptieren, dass sie hochsensibel sind.
Tipps für den Alltag
Achtsamkeit
Höre auf Deinen Körper und gönne ihm Ruhe. Suche Dir einen Ausgleich zum Alltag und Methoden, die Dir helfen, wieder bei Dir anzukommen. Verschiedene Entspannungsmethoden, wie Yoga oder spezielle Achtsamkeitsübungen, eigenen sich hierfür hervorragend. Auch hilft Meditation, um Deine Gedanken zu beobachten und sie zu beruhigen. Die Schulung Deiner Achtsamkeit hilft außerdem, dass Du auch im Alltag achtsamer mit Reizen umgehen kannst.
Abgrenzung und „nein“-Sagen
Wenn Du merkst, dass Du von Reizen überflutet wirst, grenze Dich von bestimmten Dingen direkt ab und lerne, „nein“ zu sagen. Egal, ob auf der Arbeit, mit Freunden oder in der Partnerschaft.
Dasselbe gilt für Situationen, in denen die Stimmung sehr negativ ist und Du merkst, wie sie Dich mit runterzieht. Grenze Dich bewusst ab und werde Dir klar, dass es in diesem Fall nicht DEINE Stimmung ist, die negativ ist. Gelingt dies in einer Situation nicht und Du hast die Möglichkeit zu gehen, dann kannst Du dies als Selbstschutz tun.
Zeit alleine verbringen
Verbringe Zeit mit Dir selbst. Hochsensible Menschen können wunderbar alleine sein – also nutze diese Gabe und sei einfach mal alleine, denn Ruhe tut Dir gut.
Aber: verkrieche Dich nicht!
Bist Du hochsensibel?
Und, hast Du Dich an dem ein oder andren Punkt wiedererkannt? Vielleicht möchtest Du tiefer in das Thema einsteigen oder herausfinden, ob Du hochsensibel bist. Online gibt es sehr viele verschiedene Tests, die Dir im Anschluss eine Auswertung geben, ob Du wahrscheinlich hochsensibel bist oder nicht.
Hier habe ich drei Vorschläge für Dich:
Beim Test auf proudtobesensibelchen.de wird Dir das Ergebnis direkt im Anschluss angezeigt und Du bekommst nützliche Tipps per Mail – Maria Anna Schwarzberg hat übrigens einen Podcast für Hochsensible, Emotionale und Menschen, die sich weiterentwickeln wollen. Marias Buch über Hochsensibilität finde ich auch hervorragend: „Proud to be Sensibelchen – wie ich lernte meine Hochsensibilität zu lieben“*.
Proud to be Sensibelchen: Wie ich lernte, meine Hochsensibilität zu lieben (Taschenbuch)
von Schwarzberg, Maria Anna (Autor)
Preis: 12,00 €
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Der Test von zartbesaitet.net liefert Dir ebenfalls direkt das Testergebnis.
Eine Psychologin, die als Pionierin für das Thema Hochsensibilität gilt, ist Dr. Elaine Aron. Auf ihrer Seite findest Du viele nützliche Tipps und Hinweise. Außerdem hat sie das Buch „Sind Sie hochsensibel?“* geschrieben, das ich leider noch nicht gelesen habe, aber ganz oben auf meiner Lese-Liste steht.
Nimm Dich an, wie Du bist!
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