Im Rahmen meiner Ausbildung zur Entspannungstrainerin wurde ich, mal wieder und wie es der Name schon sagt, mit dem Thema der Entspannung konfrontiert.
Beobachtet man, wie sich die Kurspläne der unterschiedlichen Fitnessanbieter in den letzten Jahren verändert haben, fällt einem auf, dass nach und nach immer mehr Kurse zur Stressbewältigung und Entspannung Einklang in die Fitnessstudios gefunden haben.
Doch woher kommt diese Entwicklung?
Einer der Gründe ist, dass der Stress immer mehr zunimmt. Stress im Beruf, Stress in der Schule, Stress in der Uni, Stress im Alltag, Stress in der Familie, Stress in der Freizeit – die Liste lässt sich beliebig weiterführen.
Ständig ‚auf Trapp‘ zu sein, ist in unserer Gesellschaft vollkommen normal und noch schlimmer: es wird von einem erwartet! Überall heißt es mindestens 110% geben. Das fängt morgens im Büro an und hört auch zuhause nicht auf.
Da wundert es keinen, dass psychische Krankheiten immer mehr zunehmen. Ich habe nach meinem Abitur ein halbes Jahr Bundesfreiwilligendienst in der Allgemeinpsychiatrie gemacht. Dort hatten wir Patienten mit Burnout, die zum Teil jünger waren als ich – und ich war damals 19 Jahre alt.
Es sollten einen also nicht nur die Zahlen die einen die WHO oder die Krankenkassen vorlegen aufrütteln, meist reicht auch ein Blick in den Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis.
Zur Ruhe kommen
Wann setzen wir uns einmal hin und tun nichts? Ohne nebenbei am Handy durch Facebook scrollen oder fern zu schauen – einfach nichts tun. Man neigt immer dazu viele Dinge gleichzeitig zu machen. Während man seine Lieblingsserie schaut, isst man zu Abend und schreibt gleichzeitig noch mit Freunden auf What’s App. Warum sich nicht mal bewusst hinsetzen und „nur“ zu Abend essen? Oder sich auf’s Sofa setzen, das Handy weglegen und „nur“ die Lieblingsserie schauen? Oder viel mehr: sich einfach nur auf das Sofa setzen und nichts tun?
In einer Gesellschaft, in der es von einem erwartet wird immer Vollgas zu geben und immer mehr als perfekt zu sein, können das viele nicht mehr. Die meisten wissen nicht, was sie in der Zeit – und sind es nur 10 Minuten – mit sich anfangen sollen.
Sport als Entlastung
Schauen wir uns den Biorhythmus des Menschen an.
Das Grundmuster besteht aus Aktivierung und Erholung. Aktivierung bedeutet Leistungsbereitschaft und Anspannung und ist auf das Kampf- und Fluchtverhalten zurückzuführen. Erholung dagegen ist die Wiederherstellung, also Enspannung und Schlaf.
Im Optimalfall wechseln sich Aktivierung und Erholung im Rhythmus ab.
Nun seien wir ehrlich, ein Bürojob ist wohl kaum mit dem Kampfverhalten unserer Vorfahren gleichzusetzen. Die körperliche Belastung in unserm Alltag ist im Laufe der Zeit deutlich weniger geworden. Allerdings ist das Problem unseres Organismus, dass er nicht zwischen körperlicher und psychischer Belastung unterscheiden kann. Haben wir negative Gefühle wie Angst, Frust oder Ärger ist unser Körper im „Fluchtprogramm“ also in der Aktivierung.
Wenn man den ganzen Tag angespannt und gestresst im Büro saß, hat man oft den Drang, sich bewegen zu müssen – man geht zum Sport. Eine Stunde Krafttraining, danach noch eine halbe Stunde auf den Crosstrainer und schon fühlt man sich viel besser. Die ganze Spannung fällt von einem ab. Aber man muss direkt weiter, denn die Familie wartet.
Man erlebt Sport als Entspannung.
Für Personen, die allerdings den ganzen Tag unter Spannung stehen, immer auf die Uhr schauen müssen und immer ‚auf dem Sprung‘ sind, wird Sport daher oft – auch unterbewusst – mit etwas negativem verbunden, was man eben in seine Tagesplanung mit einbauen „muss“.
Unter diesen Umständen ist es tatsächlich nicht diese Art von Entspannung, die im menschlichen Biorhythmus als Erholung gilt. Der Körper steht immer mehr unter Dauerspannung.
Verbindet man Sport mit positiven Gefühlen, kann die unnötigie Energie im Körper damit abgebaut werden und er wird dadurch belastbarer und widerstandsfähiger.
Kurse zur Entspannung
Wenn du merkst, dass du durch deinen Alltag immer mehr unter Spannung stehst, hast du in deinem Fitnessstudio bestimmt die Möglichkeit, an einem Entspannungskurs teilzunehmen. Oft gibt es Angebote wie Progressive Muskelrelaxion oder autogenes Training. In diesen Kursen lernst du ganz bewusst, deinen Körper zu entspannen und je öfter du daran teilnimmst, desto leichter fällt es dir, zu entspannen. Auch kannst du dir dort einige Übungen „abschauen“. Wenn du dich dann bei der Arbeit oder zuhause gestresst fühlst, kannst du dich ein paar Minuten hinsetzen, die Augen schließen und die ein paar der Übungen nachmachen. Schon kannst du wieder mit neuer Energie und etwas erholter weiterarbeiten.
Andere Entspannungskurse die gerne im Fitnessstudio angeboten werden sind z.B. Stretch & Relax, Yoga oder Qi Gong.
Wenn du keine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio hast und daher zu keinem der genannten Kurse gehen kannst, kannst du dir im Internet Körper- oder Phantasiereisen anhören. Es kann sein, dass du sie dir ein paar Mal anhören und mitmachen musst, bis du dich richtig darauf einlassen kannst, aber wenn es klappt, können sie dir super helfen, zu entspannen.
Und: einfach mal etwas öfter hinsetzten und nichts tun 🙂
Hi Sabrina,
danke für deine Reflexion. Autogenes Training habe ich selbst gemacht und kann es nur empfehlen. Das wird übrigens auch an den VHS zum Teil angeboten.
Pilates kann ich auch empfehlen, nach dem ich es 3 Semester im Unisport gemacht hatte.
Aktuell geht meine Tendenz stark zu Yoga, um mehr Entspannungs- und Meditationselemente zu haben.
Viele Grüße und weiter so 🙂
Daniel
Hallo Daniel,
ja, jeder muss einfach seine Methode finden. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal bei Yoga lande 😀
PMR finde ich super, aber mir fällt das Entspannen generell leicht.
Grüße,
Sabrina